Die geheimnisvollen Stämme der Germanen überlieferten kaum Schriften. Dadurch ist es für Historiker schwierig, Einblicke in die Germanische Mythologie oder Sprache zu erhalten. Ein bedeutendes Licht ins Dunkel bringen die Schriften der Merseburger Zaubersprüche. Doch was steht darin geschrieben? Warum ist ihr Fund so bedeutsam? Wer hat sie verfasst und wo wurden sie gefunden? Erfahrt mehr darüber in diesem Blogbeitrag.
Was sind die Merseburger Zaubersprüche?
Die Merseburger Zaubersprüche sind ein sehr bedeutendes Dokument der germanischen Mythologie und der althochdeutschen Sprache. Sie wurden in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts niedergeschrieben und enthalten drei Gedichte, die sich mit Zauber, Beschwörungen und dem Kampf gegen Dämonen beschäftigen. Die Merseburger Zaubersprüche erhielten ihren Namen nach dem Fundort, der Bibliothek des Domstifts Merseburg.
Warum ist der Fund der Merseburger Zaubersprüche so bedeutsam?
Sie sind von grosser historischer und kultureller Bedeutung, da sie Einblick in die Mythologie und das Hexenwesen der Germanen geben und wichtige Informationen über die althochdeutsche Sprache enthalten. Sie werden als wichtiges Dokument der germanischen Religionsgeschichte betrachtet und haben massgeblich zum Verständnis der germanischen Mythologie beigetragen.
Die Merseburger Zaubersprüche sind die einzigen in Deutschland erhaltenen heidnischen Beschwörungsformeln der Germanen.
Die Merseburger Zaubersprüche sind auch von grosser linguistischer Bedeutung, da sie eines der wenigen Dokumente sind, die in der althochdeutschen Sprache verfasst wurden. Sie bieten wichtige Einblicke in die Grammatik und den Wortschatz. Schliesslich sind die Merseburger Zaubersprüche auch aus literarischer Sicht bedeutend, da sie einige der ältesten Beispiele für germanisches Gedicht darstellen und wichtige Einblicke in die Literatur und Kultur der Germanen liefern. Sie sind daher für die Studie der germanischen Mythologie und Kultur von grosser Bedeutung.
Wer hat die Merseburger Zaubersprüche geschrieben?
Die Merseburger Zaubersprüche wurden in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts in der Stadt Merseburg in Deutschland niedergeschrieben. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sie viel älter sind und mündlich überliefert wurden, bevor sie schliesslich niedergeschrieben wurden.Der Autor ist unbekannt und es gibt keine Hinweise darauf, wer sie verfasst hat. Es ist jedoch möglich, dass sie von einem Mönch oder einem Mitglied des Klerus aufgeschrieben wurden, da sie in der althochdeutschen Sprache verfasst sind, die hauptsächlich von den Klerikern der damaligen Zeit gesprochen und geschrieben wurde.
Wo wurden die Merseburger Zaubersprüche gefunden?
Entdeckt wurden die Schriften der Merseburger Zaubersprüche im Jahre 1841 von dem weithin bekannten Historiker Georg Waitz in der Bibliothek des Domstifts Merseburg. Er verzichtete auf eine Veröffentlichung der Zaubersprüche und überliess sie den Brüdern Grimm zur Bearbeitung. Jakob Grimm wählte die Merseburger Zaubersprüche zum Thema seines Antrittsvortrags der Berliner Akademie der Wissenschaften am 3. Februar 1842.
Grimm würdigte die überlieferte Handschrift als Kostbarkeit, der keine Bibliothek in Deutschland etwas zur Seite zu stellen habe.
Was steht in den Merseburger Zaubersprüchen geschrieben?
Die Merseburger Zaubersprüche enthalten drei Gedichte. Das erste Gedicht, auch bekannt als Der Merseburger Zauberspruch I, handelt von der germanischen Gottheit Wodan, der auch als Odin bekannt ist, und seinem Pferd Sleipnir. Es beschreibt, wie Wodan sein Pferd dazu bringt, durch die Unterwelt zu reiten, um die Seele des gefallenen Kriegers Baldur zu retten.
Das zweite Gedicht, Der Merseburger Zauberspruch II, handelt von der germanischen Gottheit Thonar, auch bekannt als Thor, und seinem Kampf gegen den Dämonen Hrungnir. In diesem Gedicht wird beschrieben, wie Thonar Hrungnir tötet und dessen Herz in Stücke schlägt.
Der zweite Meseburger Zauberspruch in der Orginalschrift
Phôl ende Wuodan fuorun zi holza.
dû wart demo balderes folon sîn fuoz birenkit.
thû biguol en Sinthgunt, Sunna era swister;
thû biguol en Frîja, Folla era swister;
thû biguol en Wuodan, sô hê wola conda:
sôse bênrenki, sôse bluotrenki,
sôse lidirenki:
bên zi bêna, bluot zi bluoda,
lid zi geliden, sôse gelîmida sîn.
Der zweite Meseburger Zauberspruch in der deutschen Übersetzung
Phol und Wotan ritten in das Gehölz.
Da wurde dem Balders-Fohlen sein Fuss verrenkt.
Da besprach ihn Sinthgunt und Sunna, ihre Schwester,
da besprach ihn Frija und Volla, ihre Schwester,
da besprach ihn Wotan, der es wohl verstand:
Wie Beinverrenkung, so Blutverrenkung,
so Gliederverrenkung:
Bein zu Bein, Blut zu Blut,
Glied zu Gliedern, wie geleimt sollen sie sein!
Das dritte und letzte Gedicht, Der Merseburger Zauberspruch III, ist das kürzeste der drei und handelt von der germanischen Gottheit Heimdallr, auch bekannt als Heimdall. In diesem Gedicht wird Heimdall als Wächter der Regenbogensbrücke beschrieben, die die Menschen mit der Welt der Götter verbindet.