Rom um das Jahr 9 n. Chr. Eine Weltmacht, die ein Viertel der bekannten Welt umfasst. Von Nordafrika im Süden über das heutige Syrien im Osten. Von Britannien im Westen bis an den Rhein, erstreckt sich das riesige Reich. Viele Völker und Stämme mussten sich der Supermacht der Antike beugen. Die Kelten, die Ägypter, die Thraker, die Griechen oder die Berber. Sie alle wurden besiegt und in römische Provinzen umgewandelt. Es gab nicht vieles, was die Römer damals fürchteten. Doch ein Volk von Barbaren, dass in dunklen Wäldern jenseits des Rheins lebte, fürchteten sie. Diese Barbaren sollten den Römern eine der bittersten Niederlagen der Geschichte zufügen.
Die Germanen, ein Volk von Barbaren
Die Germanen waren eigentlich kein gemeinsames Volk. Sie waren ein loser Bund von einzelnen Stämmen, die sich untereinander bekämpften. Die Stämme selber bezeichneten sich nicht als Germanen. Es waren Cherusker, Langobarden oder Hermunduren. Woher der Name Germanen stammt, ist nicht wissenschaftlich belegt. Vermutlich hatten die Römer den Begriff Germani, von den Kelten übernommen. Dies bedeutet soviel wie Nachbar oder Schrei. Vielleicht war schreiender Nachbar aus Sicht der Kelten, gar nicht so unpassend.
In der Sprache der Kelten bedeutete Germani sinngemäss, schreiender Nachbar.
Der Blick Roms wendet sich nach Germanien
Unter Kaiser Augustus will sich das römische Reich weiter ausdehnen und nimmt die endlosen Wälder Germaniens ins Visier. Wilde Barbaren bewohnen diese Gebiete und stossen immer wieder über den Rhein, in die römischen Provinzen vor. Kaiser Augustus schickt Publius Quinctilius Varus, römischer Senator, Feldherr und Stadthalter Germaniens, los. Mit Varus zieht auch ein römischer Anführer der Hilfstruppen, namens Arminius. Arminius sollte den Lauf der Weltgeschichte verändern und eine Supermacht besiegen. Arminius war kein Römer, er war Cherusker. Varus und Arminius folgen drei römische Legionen. Die siebzehnte, achtzehnte und neunzehnte Legion, knapp 20'000 Mann.
Arminius sollte den Lauf der Weltgeschichte verändern und eine Supermacht besiegen. Arminius war kein Römer, er war Cherusker.
Arminius der Cherusker - Verräter und Held der Germanen
Die Römer namen den kleinen Jungen Arminius mit nach Rom, der Hauptstadt der antiken Welt. Dort wurde Arminius aufgezogen und ausgebildet. Vielen Jungen germanischer Stämme, unter anderem den Cheruskern, erging es so. Dies sollte ein Zeichen des Wohlwollens gegenüber Rom, signalisieren. Arminius machte sich einen Namen innerhalb der Armee Roms und stieg zum Anführer auf. Im Mannesalter kam er an der Seite von Varus, wieder in seine alte Heimat an die Ufer des Rheins. Ihm missfiel, wie die Römer mit den Germanen umgingen. Der Ruf der Freiheit, welcher in den Germanen sehr stark war, keimte auch in Arminius wieder auf. So schmiedete er einen Plan, um Rom zu verraten.
Die Varusschlacht - Untergang von drei Legionen
Die Varusschlacht, als eine der bedeutendsten Schlachten und Niederlagen der Römer, war lange Zeit geheimnisumwoben. Der Zeitpunkt konnte aus römischen Schriftstücken auf die zweite Jahreshälfte des Jahres 9. n. Chr., ziemlich exakt belegt werden. Der Ort der Schlacht, war lange Zeit unbekannt. Ende der 1980er Jahre wurden bei archäologischen Ausgrabungen bei Kalkriese Knochen, römische Münzen, Germanische Waffen und Helme und viele weitere Fundstücke aus der damaligen Zeit ausgegraben. Seither gilt Kalkriese, nahe des Teutoburger Waldes als wahrscheinlicher Austragungsort der Varusschlacht. Zumindest als ein Teil der Varusschlacht.
Arminius gelang es unbemerkt von den Römern, die germanischen Stämme der Region zu vereinen. Wie viele Krieger seine Armee umfasste, ist nicht bekannt. Mit Sicherheit waren sie aber den römischen Legionen, deutlich unterlegen. Arminius kannte die Stärken und Schwächen der römischen Legionen. Und er wusste, auf offenem Felde, hatten die Germanen keine Chance. Arminius wusste auch, dass die Römer den dunklen Wald Germaniens und seine Sümpfe, fürchteten.
Gegen Herbst dieses Jahres zogen die Römer aus ihrem Sommerlager tief in Germanien, zurück in ihr Winterlager. Dabei mussten die Legionen in einer schmalen Linie hintereinander marschieren. Der ganze Zug der Römer war vermutlich über 10km lang. Arminius täuschte einen Angriff der Germanen auf römische Stellungen vor. Da beging Varus einen seiner zahlreichen Fehler. Er wendete seine Legionen nach Norden durch den dichten Wald, um den Aufstand der Barbaren niederzuschlagen. Dies war die Stunde von Arminius. Seine germanischen Hilfstruppen, die eigentlich die Flanken der Römer schützten sollten, wendeten sie sich gegen sie. Mit markerschütterndem Gebrüll stiessen die leichtbewaffneten Germanen aus den Wäldern immer wieder auf den langgezogenen Wurm an römischen Truppen vor. Die engen Platzverhältnisse, die schwere Rüstung und Bewaffnung der Römer sowie das unbekannte Terrain, war ein Nachteil für die Römer. Obwohl die germanischen Krieger weit in der Unterzahl waren, fügten sie den Römern empfindliche Verluste zu. Anschliessend zogen sie sich wieder in das Dunkel des Waldes zurück.
Nach dem ersten verlustreichen Tag, machte Varus seinen zweiten Fehler. Er liess in dem eilig aufgebauten Palisadenfort, fast seinen ganzen Tross an Hilfsgütern, Wagen und zivilen Begleitern zurück. Die Waren liess er verbrennen. Die Zivilisten wollte er den Äxten und Schwertern der Germanen überlassen. Doch Arminius nahm die Zivilisten Gefangen. Vermutlich weniger aus Mitgefühl, als zum späteren Erpressen der Römer.
Der genaue Ablauf der Kriegs-Tage der Varusschlacht, ist nicht bekannt. Die Funde bei Kalkriese, lassen jedoch folgendes vermuten. Am dritten Tag der Schlacht holt Arminius zum finalen Schlag aus. Die Götter scheinen es gut mit den Germanen zu meinen. Ein schlimmer Sturm zieht auf. Arminius zwingt die Römer in eine Enge zwischen den Kalkrieser Hügeln und Moorlandschaften. Wiederum sind die Römer gezwungen, in einer schmalen Linie zu marschieren. Immer wieder attackieren die Germanen die langen Linien der Römer. Auch hier werden die schweren Rüstungen der Römer zu ihrem Verderben. Dazu kommt, dass der tobende Sturm und der Regen, den Untergrund in einen sumpfigen Morast verwandeln. Die leichten und wendigen Germanen, lassen den schwer gepanzerten Römern keine Chance. Überlieferungen berichten, dass die Germanen keinen einzigen Legionär am Leben liessen. Varus selbst, beging aufgrund seiner Schmach, Selbstmord.
Auswirkungen der Varusschlacht
Die Kunde der Niederlage erreichte samt dem abgeschlagenen Kopf des Varus, Rom. Kaiser Augustus soll angesichts der Niederlage ausgerufen haben:
Quintili Vare, legiones redde! - Quinctilius Varus, gib die Legionen zurück!
Die Germanen versuchten nach dem Sieg über die römischen Legionen, einen Vorstoss nach Westen. Dieser scheiterte jedoch einerseits aufgrund mangelnder Unterstützung, z.B. vom Stamm der Markomannen. Auf der anderen Seite keimte der Urinstinkt der Freiheit wiederum in den Germanen auf. Die Tatsache sich einem König zu unterwerfen, missfiel ihnen. Ungefähr im Jahr 21. n. Chr. wurde Arminius von seiner eigenen Familie ermordet.
Die Römer ihrerseits gaben ihre Versuche, Germanien zu erobern, noch nicht auf. Bis ins Jahr 16 n. Chr. stiessen die Römer immer wieder über den Rhein nach Germanien vor. Immer wieder kam es zu verlustreichen Schlachten auf beiden Seiten. Schlussendlich gaben die Römer die Eroberung Germaniens auf. Die Verluste und Kosten, waren einfach zu hoch. So festigten die Römer ihre Landesgrenzen mit Kastellen entlang des Rheins. Fortan bis ans Ende des römischen Weltreichs, sollte diese Grenze nach Germanien, auch die Grenze Roms sein.